Migrationsdatenbank Schwäbisch Hall - Geschichten
Startseite | Info | Geschichten | Kontakt

IMMIGRATION / EMIGRATION -

ABENTEUER SEIT HUNDERTEN VON JAHREN

Johann Heinrich Stephan

1853 - gestorben an „gelbem Fieber“

Bei seiner Auswanderung 1850 „nach Amerika“ sind Mutter und Vater von Johann Heinrich Stephan wohlauf und zwei seiner vier Geschwister bereits verheiratet. Johann Heinrich Stephan wurde am 18. November 1829 als Jüngster von sechs Kindern der Eheleute Johann Michael Stephan und Rosina Barbara geb. Feuchter geboren, fünf Kinder werden erwachsen. Bei seinem Aufbruch ist Johann Heinrich 21 Jahre alt. Damit befindet er sich in der Gesellschaft von  Jugendlichen ab 14 Jahren, männlich, weiblich, Ledigen und Ehepaaren mit Kindern, die um diese Zeit Enslingen, Gaisdorf und Schönenberg um den Preis der Ungewissheit verlassen. 

 

später Totenschein

 

Die erste Nachricht trifft nach dem Tod der Mutter ein, die am 27. November 1855 58jährig an Lungenschlag gestorben ist. Demnach wird „der im Jahr 1850 nach Amerika gereiste Sohn Johann Stephan als Erbe der Ehefrau aufgeführt und behandelt. Der Totenschein selbst datiert auf den 29. Oktober 1863, wonach Johann Stephan „ledig und kinderlos gestorben“ sei. Der „Consulatamtliche Todtenschein d.d. Sct. Louis“  gibt Auskunft darüber, dass er am  „18. August 1853 an gelbem Fieber“ starb, also „vor seiner Mutter“, sodass er „diese nicht beerben“ konnte. Für die Mutter kommt die Nachricht vom Tod ihres Jüngsten zu spät. Anders der Vater. Johann Michael Stephan, Bürger und Bauer in Gaisdorf, trägt das Wissen von 1863 bis zu seinem Tod im Alter von 84 Jahren an einem Schlaganfall am 30. Juli 1875 mit sich.

 

Beeidigter Vorgang

 

Am „neun und zwanzigsten October achtzehn hundert und drei und sechzig“  wird „in der Amtsstube“ des Wilhelm Lorbe, „beeidigter öffentlicher Notar im und für den Kreis St. Louise im Staate Missouri der Vereinigten Staaten von Nord America“ kommt der Vorgang zur Sprache. Zeugnis „über das Ableben des Johann Stephan aus Gaisdorf bei Enslingen, Oberamt Hall im Königreich Württemberg“ sollen die beiden Instrumentszeugen, die Herren Gotthold Volck und Hermann Meyer hier und der verheiratete Fährmann Eduard Heinrich Wendemuth sowie der verheiratete Handelsmann Georg Setzer abgeben. Auf die Formalien betreff Glaubwürdigkeit der Zeugen und Versicherung auf dem Grund hiesiger als auch württembergischer Gesetze sowie der Ermahnung, „die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nur die Wahrheit zu sagen“  folgt das Protokoll. „Wir haben den verstorbenen Johann Stephan aus Gaisdorf bei Enslingen, Oberamt Hall im Königreich Württemberg im Leben gekannt, wir waren mit ihm zusammen Arbeiter auf dem Dampfschiffe Elm Kennett. Auf der Fahrt dieses Dampfschiffs von New Orleans nach St. Louis im Sommer 1853 erkrankte Johann Stephan [neben] mehreren Anderen am gelben Fieber. Das Dampfschiff Elm Kennett musste bei seiner Ankunft in St. Louis vor dieser Stadt Quarantaine halten und wurde Johann Stephan mit den anderen Kranken auf der Quarantaine – Insel von St. Louis ausgesetzt, wo er am folgenden Tag nach seiner Aussetzung starb, und zwar am achtzehnten August achtzehnhundert und drei und fünfzig. Als wir den nächsten Tag, den neunzehnten August von unserem noch in der Nähe liegendem Schiffe ihn besuchen wollten fanden wir Johann Stephan als Leiche und haben ihn mit beerdigen helfen. Der verstorbene Johann Stephan war nicht verheirathet und kinderlos, hat hier kein Vermögen hinterlassen und soweit uns bekannt, hat er weder ein Testament noch eine sonstige letztwillige Verfügung errichtet“. Die Akte schließt mit der Erklärung, “daß in den Vereinigten Staaten von Nordamerica keine amtlichen Register über Sterbefälle geführt wurden und die Aussage von Zeugen auf vorstehende Weise eidlich zu Protocoll gegeben, vor allen Gerichtshöfen der Union als Todtenschein gesetzliche Gültigkeit hat“.

 

Text: Liselotte Kratochvil

 

Quellen:

* Pfarramt Enslingen, Familienregister
* GA Enslingen A 19/84

 

Abbildung:

* ehemaliger Hof Stephan in Gaisdorf, nach der Übernahme durch Familie Bahmer, undat., Anfang 20. Jh. (Gemeindearchiv Enslingen, Bestand Karl Bahmer, Gaisdorf)



 

Rosalie und Lina Straub

um 1875 - Eltern in Amerika, Kinder in Deutschland

Bis in das frühe 20.Jahrhundert hinein war es durchaus üblich, Kinder bei nahen Verwandten aufwachsen zu lassen. Ungewöhnlich war es aber, wenn dies über den Atlantik hinweg geschah. mehr lesen

Margaretha und Friedrich Carl Deininger

1872 - Auswanderung wegen einer verbotenen Liebschaft

Der Reise nach Amerika ermöglichte es einem verheirateten Mann vom Rötenhof bei Bibersfeld, ein gemeinsames Leben mit einer Verwandten zu beginnen. mehr lesen

Professor Dr. Friedrich Reichert

1904 - ein Haller wird "Vater des argentinischen Alpinismus"

Während er in seiner Haller Heimatstadt weitgehend vergessen ist, erinnert man sich in Argentinien an Prof. Dr. Friedrich Reichert als Pionier des Bergsteigens und Erforscher Patagoniens. mehr lesen

noch mehr Geschichten - Ereignisse - Schicksale lesen sie hier