Migrationsdatenbank Schwäbisch Hall - Geschichten
Startseite | Info | Geschichten | Kontakt

IMMIGRATION / EMIGRATION -

ABENTEUER SEIT HUNDERTEN VON JAHREN

Familie Weidner

1909 - vier Geschwister in Amerika

Aufbruch

 

Mit den Zwillingen Karl und Karoline beginnt 1909 die Auswanderung von vier Kindern der Eheleute Johann Georg Weidner, Oberholzhauer in Enslingen, und Anna Magdalene geb. Falk. 1922 reist die 1903 geborene Tochter Rosine mit ihrem frisch angetrauten Ehemann, Friedrich Mugler von Bibersfeld, nach Amerika. Schließlich hält auch den Zweitjüngsten, Johann Friedrich, nichts mehr daheim.

 

Mobilität

 

Mobilität ist 1909 Thema in den bürgerlichen und kirchlichen Gremien. Der Gemeinderat setzt sich für „eine bessere Verkehrsbeziehung in den Kochertalgemeinden“ durch „Errichtung eines Automobilverkehrs mit täglich mehrmaligen Kurs auf der Strecke Hall – Braunsbach“ ein. Zur gleichen Zeit bewilligt der Kirchengemeinderat „am 15. Oktober 1909 dem Ev. Hauptverein für deutsche Aussiedler und Auswanderer […] einen vorläufigen Jahresbeitrag v. 5 Mark“.

 

Tante aus Amerika

 

Nach der Konfirmation der 1894 geborenen Zwillinge wartet üblicherweise die Arbeit im Dienst auf Karl und Karoline. Durch den Besuch der Tante mütterlicherseits, Rosine Gehring, geb. Falk, wendet sich das Blatt. Ihre Rückreise nach „Riley Kansas“ unternimmt Rosine Gehring mit den beiden konfirmierten Verwandten Karl und Karoline. Die Amerikareise findet auch im Kirchenregister ihren Niederschlag. Pfarrer Fink vermerkt 1909 die Auswanderung unter „1 & 2“ mit „Independence Missouri 1909“.

 

Familie daheim

 

Am 19. Januar 1909 kommt das achte Kind der Familie Weidner zur Welt. Sieben Kinder erreichen das Erwachsenenalter. Die Geburt ihres jüngsten Bruders haben die beiden Ausgewanderten vielleicht noch mitbekommen. Der zweitjüngste Bruder Friedrich ist derzeit vier, Rosine sechs, Maria acht und Johann Georg  zehn Jahre alt. Letzterer, 1899 geborener Georg Weidner wird 1917 in den Krieg eingezogen und im Februar 1918 als Grenadier ins Feld geschickt.  Nach Einsätzen in der „Hundingstellung“, an der Marne, in der „Siegfriedstellung“, an der Aisne und an der Serre wird er bei Vesle „vermißt“ und gerät in französische Gefangenschaft. Dadurch verschiebt sich seine Rückkehr nach Enslingen bis zum 8. März 1920.

 

Bilder als Brücke

 

Wie es in Amerika weitergeht, erzählen die per Post versandten Fotografien. Einige Bilder handeln von der wachsenden Familie der „Rösle“ Mugler, geb. Weidner. Unvergesslich ist ihr Besuch in Enslingen 1964 nach 42 Jahren Abwesenheit. Hier findet sie ihre Familienangehörigen, Nachbarn und Freunde vor. Ausflüge zur Familie ihres Mannes in Bibersfeld, zum Heidelbeeren pflücken und zu Sehenswürdigkeiten der Region sorgen für Abwechslung. Als der Rückflug nah heranrückt, geschieht das Unfassliche. Rosine stirbt überraschend in ihrem Geburtsort Enslingen. Ihr Sarg wird überführt.

 

Text: Liselotte Kratochvil

 

Abbildung: Das Ehepaar Mugler bei einem Gottesdienst „im Grünen“ in den USA (vorne 2. Reihe links außen, in der gleichen Reihe 2. von rechts die Tochter Velma). Original: Privatbesitz

 

Quellen:

* Gemeindearchiv Enslingen A 7 595 (Brief v. 11.6.1899 an Fam. Falk); 291/1; B 11 (Eintr. v. 1.2.1909 § 1); B 112; Fam.Register II 54,
* Pfarrarchiv Enslingen B 37 (Eintr. v. 15.10.1909, § 3); Fam.Reg.I, S. 34;
* Dokumente u. Fotos in Privatbesitz

Rosalie und Lina Straub

um 1875 - Eltern in Amerika, Kinder in Deutschland

Bis in das frühe 20.Jahrhundert hinein war es durchaus üblich, Kinder bei nahen Verwandten aufwachsen zu lassen. Ungewöhnlich war es aber, wenn dies über den Atlantik hinweg geschah. mehr lesen

Margaretha und Friedrich Carl Deininger

1872 - Auswanderung wegen einer verbotenen Liebschaft

Der Reise nach Amerika ermöglichte es einem verheirateten Mann vom Rötenhof bei Bibersfeld, ein gemeinsames Leben mit einer Verwandten zu beginnen. mehr lesen

Professor Dr. Friedrich Reichert

1904 - ein Haller wird "Vater des argentinischen Alpinismus"

Während er in seiner Haller Heimatstadt weitgehend vergessen ist, erinnert man sich in Argentinien an Prof. Dr. Friedrich Reichert als Pionier des Bergsteigens und Erforscher Patagoniens. mehr lesen

noch mehr Geschichten - Ereignisse - Schicksale lesen sie hier