REISEN, WANDERUNGEN, EMIGRATION -

Schwäbisch Hall und Umland

Trotz der aus heutiger Perspektive enormen Mühen des Reisens waren die Menschen früherer Zeiten erstaunlich mobil. Handwerker unternahmen im Rahmen ihrer Ausbildung Wanderungen, die sie manchmal durch halb Europa führten, Angehörige der Oberschicht studierten, machten Bildungsreisen und Praktika, Bürgersöhne kamen als Söldner mit fremden Armeen nach Südosteuropa, Amerika, Indonesien oder Afrika.

Auswanderer nach Übersee lassen sich bereits im 18. Jahrhundert nachweisen; um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Emigration vor allem in die USA ein Massenphänomen. Schwäbisch Haller fanden jedoch auch in Australien, Brasilien, Russland, Großbritannien, der Schweiz und vielen anderen Ländern eine neue Heimat. Noch in den 1920er Jahren verließen Menschen aus Stadt und Umland aufgrund fehlender wirtschaftlicher Perspektiven ihre Heimat.

Nach 1933 waren es dann Bürgerinnen und Bürger jüdischer Konfession und andere von politischer oder rassischer Verfolgung Betroffene, die durch den anwachsenden Terror des NS-Staats zu Flucht und Auswanderung gezwungen wurden. Neben der Auswanderung in fremde Länder spielte auch immer die Binnenwanderung in die Ballungszentren Württembergs und der benachbarten deutschen Staaten eine wichtige Rolle. Hier fanden Menschen aus der Region die Arbeitsplätze, die hier nicht vorhanden waren.

Erst seit 1945 haben sich die Vorzeichen geändert - Schwäbisch Hall und Umgebung sind zu einer Zuwanderungsregion geworden. Zuerst kamen die Vertriebenen und Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten, später die "Gastarbeiter" für die boomende deutsche Wirtschaft, Deutschstämmige aus der ehemaligen UdSSR, Asylbewerber und Migranten aus der ganzen Welt.